„Wir für Deutschland“ ist Geschichte

„Wir für Deutschland“ (WfD) hat sich aufgelöst. Das teilte der bisherige Vereinsvorsitzende Enrico Stubbe via Social Media mit. WfD war in den letzten Jahren für eine Vielzahl extrem rechter Demonstrationen in der Stadt verantwortlich, darunter auch die „Merkel-muss-weg“-Demonstrationen.

 
Hat vorerst keine Lust mehr zu demonstrieren: Enrico Stubbe (rechts) trat in der Vergangenheit als Vorsitzender von WfD in Erscheinung. | Foto: Christian-Ditsch.de

Man könne heute mitteilen, „dass sich der Verein ,Wir für Deutschland‘ WfD e.V. zum 31.12.2019 aufgelöst hat“. Die Entscheidung sei „einstimmig per Mitgliederversammlung“ getroffen worden, so Stubbe in einem auf Facebook verbreiteten Beitrag. Auch habe man sich als Team entschieden, „in Berlin nicht mehr aktiv zu sein“. Alle „Kanäle, Gruppen und Seiten“ des Vereins würden in nächster Zeit gelöscht.

Kundgebungen und Demonstrationen seit 2015

Seit 2015 waren extrem rechte Aktivist*innen unter dem Label „Wir für Berlin & Wir für Deutschland“ in Berlin aktiv. Ende 2017 wurde der Verein „Wir für Deutschland WfD e.V.“ registriert, als dessen Vorsitzender Stubbe in Erscheinung trat. Dieser war zuvor bei Pro Deutschland aktiv gewesen und hatte wiederholt an den Bärgida-Demonstrationen teilgenommen. Die ersten Protestaktionen wurden 2015 in Marzahn organisiert, später demonstrierte WfD vor allem in Berlin-Mitte. In den Jahren 2016 und 2017 erzielte WfD mit den „Merkel-muss-weg“-Märschen größere Mobilisierungserfolge. Über 2.000 Personen aus verschiedenen Bundesländern kamen etwa zur ersten Veranstaltung unter diesem Motto im März 2016 zusammen. Dauerhaft ließen sich diese Zahlen jedoch nicht halten. Die Proteste verliefen sich mehr und mehr. Zur letzten „Merkel-muss-weg“-Demonstration im September 2017 kamen nur noch 450 Personen. Später versuchte WfD auch unter anderen Titeln Leute auf die Straße zu mobilisieren, mit gemischtem Erfolg. Die letzte größere Demonstration fand am 3. Oktober 2019 statt. Dem Aufruf zum „Tag der Nation“ folgten noch einmal etwa 1.100 Personen.

Kennzeichnend für die WfD-Veranstaltungen war die Teilnahme eines breiten Spektrums der extremen Rechten, darunter rassistische Bürgerinitiativen, Neonazis, Reichsbürger, einzelne AfD-Vertreter sowie rechte Hooligans. Neben größeren Veranstaltungen versuchte WfD in 2018 vergeblich, parallel zu den Bärgida-Kundgebungen einen wöchentlichen „Merkel-muss-weg-Montag“ zu etablieren. Letztlich tat man sich jedoch wieder mit den kläglichen Resten von Bärgida zusammen.

Berliner Melange

Als Redner*innen traten bei WfD verschiedene Personen der extremen Rechten auf, darunter der Schweizer Ignaz Bearth, die Österreicherin Amy Bianca oder Julia Juls vom Frauenbündnis Kandel. Auch Neonazis wie Alexander Kurth (Thügida), Sven Liebich oder Sebastian Schmidtke (NPD) durften sprechen oder übernahmen gar die Moderation der Demonstrationen. Zur inhaltlichen Melange der bei WfD vertretenen Positionen schrieben wir über die siebente „Merkel-muss-weg“-Demonstration:

„Einmal mehr setzten sich die Redebeiträge aus einem Mix aus Verschwörungsideologien mit zum Teil deutlich antisemitischen Tönen, völkischem Nationalismus, Hetze gegen Geflüchtete, Bashing von Gendermainstreaming, Hass auf die Presse sowie einer Anti-Establishment-Haltung, die auf obsessive Weise Angela Merkel als das personifizierte Böse imaginiert, zusammen.“

Ob es dabei bleibt, dass der Personenkreis um Stubbe tatsächlich nicht mehr in Berlin aktiv sein wird, bleibt abzuwarten.

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