Fußball

Seit den 1980er Jahren drängt die extreme Rechte in die Fußballstadien. Zunehmend werden rassistische, antisemitische und schwulenfeindliche Parolen laut. Immer wieder kommt es zu gewaltsamen Auseinandersetzungen. Nachdem antirassistische Fan-Initiativen Druck aufbauen, reagieren schließlich auch Vereine und Verbände.

 

6. Oktober 1983, Olympiastadion, Charlottenburg: Gewalt­drohungen vor dem Länder­spiel Deutschland – Türkei

Am 26. Oktober 1983 spielen Deutschland und die Türkei im Olympiastadion um die EM-Qualifikation. Neonazis mobilisieren zum „Kampf“ gegen das „Türkenpack“. Während des Spiels wollen sie ein „Zeichen für Deutschland“ setzen, in Kreuzberg „linke Türkennester“ ausheben. Gewerkschaftsmitglieder und Studierendenverbände kaufen Tickets, um türkische Fans zu schützen. In Kreuzberg bereiten sich linke Aktivistinnen und Aktivisten auf Angriffe vor.

Die Polizei ist am Spieltag mit 6.000 Beamtinnen und Beamten im Einsatz. Entgegen der wochenlangen Drohungen bleiben größere Gewalttaten dann jedoch aus.

In den 1980er-Jahren versuchen extrem rechte Gruppen gezielt, Fußball-Fans zu rekrutieren. Auch in Ost-Berlin und der DDR entwickelt sich eine rechte Fanszene. Rassistische Parolen und Transparente gehören in deutschen Stadien seither zum Alltag. Nach einem verlorenen Spiel 2001 gegen Türkiyemspor Berlin skandieren Anhänger der gegnerischen Mannschaft: „Lieber ein Verlierer sein, als ein dummes Türkenschwein.“ In rechten Fankurven ist häufig das „U-Bahn-Lied“ zu hören: „Eine U-Bahn, eine U-Bahn bauen wir, von hier bis nach Auschwitz.“

Ab den 1990er-Jahren engagieren sich Fan-Initiativen gegen die extreme Rechte in den Stadien. Vereine und Verbände blenden das Problem zunächst eher aus. Doch mit der Zeit wächst die Angst vor dem Imageschaden. Projekte gegen Rassismus, Antisemitismus und gegen andere Formen der Diskriminierung werden gefördert. Heute sind in der Bundesliga extrem rechte Fans nicht mehr tonangebend. In den unteren Ligen kommt es jedoch immer noch regelmäßig zu rechten Pöbeleien und Angriffen – auch in Berliner Stadien.

 

Interview Harald Aumeier (September 2018)

Harald Aumeier ist seit den 1980er-Jahren Mitglied bei Türkiyemspor Berlin. Er war zweiter Stadionsprecher und zweiter Vereinsvorsitzender. Heute lebt er in Berlin und Istanbul und arbeitet als Pädagoge.

Rassistische Anfeindungen gegen Spieler von Türkiyemspor Berlin in den 2000er-Jahren (02:44 Minuten)

 

Strategien von Türkiyemspor Berlin gegen rassistische Vorurteile (02:26 Minuten)

 

Stimmung in Berlin vor dem Länderspiel Deutschland-Türkei 1983 (03:08 Minuten)

 

Glossar

Türkiyemspor Berlin 1978 e.V.: 1978 gründen Migrantinnen und Mi­granten in Kreuzberg den Fußballverein BFC İzmirspor, aus dem später Türkiyemspor wird. Der Verein ist erfolgreich und spielt zeitweise in der höchsten Amateurliga West-Berlins. Von Beginn an erfährt er aber auch Benachteiligungen durch Schiedsrichter und Verbände. In den 1990er-Jahren häufen sich rassistische Vorfälle. Türkiyemspor reagiert mit antirassistischen Kampagnen und Projekten.

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