Viel ist bereits berichtet worden über die Demonstration der Identitären im Wedding. Wie im Vorjahr hatte sich die IB den 17. Juni ausgesucht, um sich in eine historische Kontinuität von „Volksaufständen“ zu stellen. Im Wedding sah sich die „letzte Jugend ohne Migrationshintergrund“ jedoch mit Protesten der Anwohner_innen und Blockaden konfrontiert und konnte deshalb nur einen kleinen Teil ihrer Route, die zum Hauptbahnhof gehen sollte, zurücklegen.
Zu früh gefreut: Daniel Fiß will die Stadt zurückerobern.
Rund 700 Identitäre waren aus ganz Deutschland und Österreich gekommen, kleinere Gruppen kamen darüber hinaus aus Frankreich und Italien. Neben AnhängerInnen der IB selbst zog die Demonstration auch Teile des PEGIDA-Spektrums an. Lutz Bachmann hatte schon im Vorfeld seine Teilnahme angekündigt und kümmerte sich auf dem Lautsprecherwagen um die Technik. Dass die IB darüber hinaus auch für die Neonaziszene zunehmend an Attraktivität gewinnt, verdeutlichte die Teilnahme zahlreicher Neonazis, die in der Vergangenheit entweder als Funktionäre innerhalb der Szene agierten, oder über ihre Tätowierungen eindeutig erkennbar waren.
Trotz aller Abgrenzungsversuche: Martin Sellner mit NPD-Parolen.
Erst kürzlich verwies David Begrich in unserem Rundbrief monitor auf die kommunikative Strategie der Identitären, die im Wesentlichen auf die Medienberichterstattung zielt. Gelb-schwarze Fahnen und eingängige Parolen sollen das Außenbild prägen, um so einen „medialen Hype“ zu entfachen. Entsprechend beschränkte sich die selbsternannte „Speerspitze des patriotischen Widerstands“ in ihren Reden auf das Parolenhafte und in ihrer Außenwirkung auf die „ästhetische Mobilmachung“. Einzig der nach antifaschistischen Blockaden erfolgte Ausbruchversuch nach dem vorzeitigen Ende der Veranstaltung produzierte Bilder, die so sicher nicht geplant waren. Dass Martin Sellner als einer der zentralen Protagonisten in der Sezession kürzlich eine Stagnation der „Bewegung“ diagnostizierte und erneut gegen die Anwendung von Gewalt anschreibt, lässt darauf schließen, dass die Diskussion darum intern schon längst begonnen hat.