Wie auch bei anderen Veranstaltungen der NPD in den vergangenen Monaten wurde neben dem eigentlichen Startort Antonplatz ein zweiter Kundgebungsort direkt am S-Bahnhof Greifswalder Straße im Ortsteil Prenzlauer Berg angemeldet, um bei Blockaden eine alternative Route zu haben.
Knapp 90 überwiegend jüngere Männer, darunter viele langjährig bekannte Neonazis wie David G., Oliver O., Marcus B. sowie die NPD-Vorsitzenden und Sympathisanten insbesondere aus den Ostbezirken hatten sich am S-Bahnhof Greifswalder Straße versammelt. Die Marzahner Neonazis René U. und Patrick Krüger erschienen mit Knüppelfahnen. Auch Teile des ehemaligen „Bündnis Deutscher Hools“, die sonst regelmäßig bei der montäglichen Bärgida-Versammlung am Hauptbahnhof teilnahmen, zogen an diesem Montag die NPD-Veranstaltung vor. Die Versammlungsleitung wurde vom Kreisvorsitzenden der Pankower NPD, Christian Schmidt, übernommen, der gleich zu Beginn dazu gezwungen war, eine deutliche Reduzierung der Fahnen über den Lautsprecherwagen zu verkünden.
Erst nach deutlich über einer Stunde Beschallung mit Songs von neonazistischen Liedermachern und auch bei Bärgida oft gespielten Liedern setzte sich der Aufmarsch mit Parolen wie „Frei, sozial und national“ und „Wir wollen keine Asylantenheime“ in Bewegung. Tatsächlich wurde die Route zum Antonplatz von mehreren Hundert Gegendemonstrant_innen frühzeitig blockiert, weshalb die Route der Demonstration bereits am S-Bahnhof Greifswalder Straße in Richtung Norden zum Endpunkt S-Bahnhof Prenzlauer Allee geändert und die Strecke damit um mehr als die Hälfte gekürzt wurde. Dennoch wertet die NPD, zumindest in der Öffentlichkeit, den Aufmarsch im Nachhinein als Erfolg.
Die komplett in schwarz gekleideten und teilweise mit Schirmen ausgestatteten Ordner traten wie in der Vergangenheit auch sehr martialisch auf und liefen dem Aufmarsch voran. Unter den Ordnern befanden sich mehrere wegen Gewalttaten vorbestrafte Neonazis aus dem Umfeld der verbotenen Kameradschaft Tor, darunter Oliver O. und Dennis C. Aufgrund der hohen Aggressivität von einzelnen Demonstrationsteilnehmern hatten die Ordner immer wieder damit zu tun, die eigenen Teilnehmer von Angriffen auf antifaschistische Gegendemonstrant_innen, die in kleinen Gruppen die Wegstrecke säumten, abzuhalten.
Neben Christian Schmidt hielt Sebastian Schmidtke während des Aufmarsches rassistische Reden und sprach sich gegen Gentrifizierung aus, wobei sich seine Stimme immer wieder überschlug. Nicht zuletzt richteten sich die kurzen Redebeiträge an den „roten“ Prenzlauer Berg. So fabulierte Schmidt in seiner Abschlussrede von einem „geplanten Genozid an unserem Volk“ und drohte unverhohlen: „Wir sind heute hier angetreten, um nicht nur ein Zeichen gegen Überfremdung zu setzen, sondern auch eine ganz klare Kampfansage an den linken Pöbel zu schicken. Auch wenn ihr notorischen Lügner und Asozialen immer wieder behauptet, dass Berlin rot bleibt, wir werden euch das Gegenteil beweisen und uns Stück für Stück unsere Heimat zurückerobern. Haus für Haus, Straße für Straße, Viertel für Viertel und irgendwann Stadt für Stadt.“
Auch nach der Abmoderation durch den Versammlungsleiter Schmidt mit den Worten „Wir freuen uns allerdings auf einen schönen, körperlich betonten Wahlkampf hier im Prenzlauer Berg“ dauerte es noch eine Weile, bis der Lautsprecherwagen davonfuhr und die Neonazis von der Polizei auf den S-Bahnhof begleitet wurden. Zeitgleich aus der Bahn steigende Leute waren sichtlich von der Situation überrascht und zeigten sich teilweise sehr verunsichert.