Dieser Gastbeitrag erschien zuerst auf der Webseite der Antifaschistischen Untersuchungsgruppe Kafka am 27.01.2015. Wir danken Kafka und unserem Übersetzer. Alle Schreibweisen wie im Original.
„Ich unterstütze Euch von Herzen. Millionen in Europa unterstützen Euch. Ich bin stolz auf Euch.“ ließ Geert Wilders die Demonstranten am 25. Januar in Dresden wissen. Seine Botschaft an die 17.000 Teilnehmer wurde von Ed aus Holland vorgelesen, einem Niederländer mit Wohnsitz in Deutschland, der regelmäßig als Sprecher bei PEGIDA auftritt.
Diese Demonstrationen finden auch in der Nähe der Niederlande statt. Angesichts der großen Anzahl PVV-Wähler (Partij voor de Vrijhijd, die Partei von Geert Wilders – Anm. d. Red.) in den Niederlanden und der kurzen Reisezeit zu PEGIDA-Demonstrationen wäre dort eigentlich mit einer hohen Zahl niederländischer Demonstrationsteilnehmer zu rechnen. Allerdings ist es halb so schlimm: es sind lediglich Einzelpersonen, die mitlaufen. So nahm am 8. Dezember 2014 eine kleine Gruppe der Dutch Defense League (DDL) an der PEGIDA-Demonstration in Düsseldorf teil. Am auffälligsten sind jedoch der sogenannte Ed aus Holland und die Unterstützung von Geert Wilders. Wie kommt diese Unterstützung von Geert Wilders zustande? Hat er Kontakt zu Ed aus Holland?
Hooligans gegen Salafisten
Offenbar ist der PVV-Anhang nicht dazu bereit, in Deutschland auf die Straße zu gehen, um ihren Standpunkten Nachdruck zu verleihen. Radikalere niederländische Aktivisten fühlen sich anscheinend nicht dazu berufen, PEGIDA zu unterstützen. Stattdessen waren sie bei den Demonstrationen, die als Vorläufer von PEGIDA betrachtet werden können, stärker präsent. Unter dem Namen Hooligans gegen Salafisten (HoGeSa) liefen am 26. Oktober 2014 tausende Hooligans in Köln auf. Die Kundgebung endete in handfesten Schlägereien mit der Polizei. Dort wurden Steine, Flaschen und Böller auf die Polizei geworfen, Hitlergrüße gezeigt und ausländerfeindliche Parolen gebrüllt. Unter diesen Hooligans befand sich auch eine Gruppe von ungefähr zehn Niederländern.
Die nazistische Niederländische Volks-Union (NVU) hatte zusammen mit den Autonomen Nationalisten Flandern einen Bus für „einen unvergeßlichen Augenblick und ein Beispiel, wie es hier werden soll“ gemietet. Auf den PEGIDA-Demonstrationen nehmen seitdem so gut wie immer HoGeSa-Aktivisten teil. Auch prominente PEGIDA-Aktivisten erkennen, dass HoGeSa bei ihnen mitläuft. „Der Unterschied ist der“, sagt Ed aus Holland, „dass sie bei PEGIDA mitlaufen, PEGIDA aber nicht bei ihnen. Wir haben nichts mit Rechtsextremen zu tun.“
Ed, der heimliche Hooligan
Am 15. November 2014 fand die zweite HoGeSa-Demonstration statt, diesmal in Hannover. Ed aus Holland ist ebenfalls unter den Teilnehmern. Nach den Ausschreitungen in Köln bestand nun kein Zweifel mehr über Art und Ziel dieser Demonstration. Doch der „nette“ PEGIDA-Aktivist sieht darin keinen Widerspruch. Er sieht sich selbst als HoGeSa-Aktivist und verhält sich dementsprechend, obwohl er einen Monat später der Nachrichtensendung Een Vandaag das Gegenteil bescheinigt. Doch seine Demonstrationsteilnahme sieht nicht aus wie eine einmalige Verknüpfung. So haben verschiedene deutsche Recherchegruppen herausgefunden, dass er zum Moderatorenkreis des HoGeSa-Forums zählt. Die Bekanntgabe eines Journalisten der Tageszeitung De Telegraaf, Ed aus Holland habe von einer HoGeSa-Adresse eine Mail an die Zeitung geschrieben, untermauert diese These.
Ed aus Holland, der in Wirklichkeit Edwin Wagensveld heißt, ist nicht der nette, besorgte Bürger, als der er sich darstellt. Ed ist ein „heimlicher Hooligan“. Sein Facebook-Profil zeigt allerlei Likes bei Beiträgen der nazistischen NVU. Außerdem pflegt er zahlreiche Freundschaften zu rechtsextremen Aktivisten aus den Niederlanden, darunter einige aus dem radikalsten Teil dieser Strömung. Die politische Orientierung seiner Facebook-Freunde Jeroen van den Berg (Ulfhednar), Olav Schollaardt (Nationale Sozialisten Niederlande) und Edwin Middeljans (Blood & Honour) lassen darüber keinen Zweifel aufkommen. Als Middeljans ein Foto auf seinem Profil postete, auf dem er zusammen mit Stefan Wijkamp (alias der holländische Hitler) auf einer Neonazi-Demonstration in Remagen zu sehen war, spendierte Wagensveld diesem Foto ein Like.
Politik ist jedoch nicht das Einzige, das Wagensveld mit Middeljans verbindet. Middeljans hat auch Interesse an den Produkten aus dem Webshop von Wagensveld namens „Der Hollander“.
Hier verkauft er verschiedene Elektroschocker, Pfefferspray und Softairwaffen. Sein deutscher Webshop richtet sich ausdrücklich an den niederländischen Markt. In den Niederlanden ist der private Besitz dieser Waffen verboten und gilt entweder als Straftatbestand, oder ist an strenge rechtliche Auflagen gebunden. Wagensveld scheint demnach ein Unternehmer zu sein, der seine Produkte „diskret versendet“ und es mit Gesetzen und Vorschriften nicht besonders genau nimmt. Auf eine Kontrolle seiner Kundschaft anhand der gegebenen gesetzlichen Bestimmungen verzichtet „Der Hollander“ vollständig.
Organisation
Die gut organisierte deutsche Neonaziszene ist bei PEGIDA-Protesten strukturell anwesend. Diese Anwesenheit wird toleriert. Wagensveld ist ein Beispiel dafür, dass PEGIDA nicht einfach so von HoGeSa getrennt werden kann, wie die Organisatoren es glauben machen wollen. In einem Interview mit Een Vandaag kündigte Wagensveld an, sich einem für 2015 in Den Haag geplanten Aufmarsch der rechtsextremen niederländischen Pro Patria-Bewegung anzuschließen.
Der vorangegangene Aufmarsch dieser Pro Patria-Bewegung bestand vorrangig aus Hooligans und rechtsextremen Aktivisten. Ein Teil von ihnen war auch auf der HoGeSa-Demonstration in Köln anwesend.
Wagensveld ist eine wichtige Person für PEGIDA. Er persönlich bringt Neonazis, Hooligans und Geert Wilders zusammen – eine Koalition, die man vormals rund um den Pro Patria-Aufmarsch beobachten konnte. Es verblüfft daher auch nicht, dass Wagensveld (zusammen mit seinen deutschen Freunden?) an der nächsten Pro Patria-Veranstaltung teilnehmen möchte. Welche Rolle sie alle dabei spielen werden, wird die Zukunft zeigen.