„Es soll deutsch klingen“

Die deutsche RechtsRock-Szene ist um einen Protagonisten reicher. Mit Sacha Korn hat sie jetzt auch erfolgsorientierten Pop-Rock im Angebot. Von Frank Metzger (apabiz). Der Artikel ist zuerst erschienen in Der Rechte Rand Nr. 137.

 

Der Musiker Sacha Korn aus Teltow bei Berlin mag nicht so recht ins RechtsRock-Muster passen. Zum Einen zielt sein vergleichsweise professionell gespielter und produzierter Pop-Rock auf Massentauglichkeit. Zum Anderen weist Sacha Korn keine typische RechtsRock-„Karriere“ auf und war nach bisherigen Kenntnissen in den letzten Jahren nicht in neonazistischen Strukturen aktiv. Doch er arrangiert sich bestens mit dieser Szene. Und auch inhaltlich zeigen seine nach eigenem Bekunden „unpolitischen“ Song-Texte und Statements eine deutliche Nähe zur extremen Rechten. Kritik an seiner Person begegnet Sacha Korn mit einem in solchen Fällen üblichen Reflex: Er stilisiert sich zum Opfer einer „Hetz- und Treibjagd […] betrieben von fragwürdigen Journalisten und Internet-Seiten, die anonym natürlich nur arbeiten“. Die Behörden sind sich in ihrer Einschätzung uneins. Während Berliner Polizei und Verfassungsschutz sehr verhalten reagieren, wird Korn im Brandenburger Verfassungsschutzbericht 2011 unter „rechtsextremistische Hass-Musik“ benannt.

Auf der Suche nach Erfolg
Im Frühjahr 2011 tauchte Sacha Korn mit drei Beiträgen auf einer Schulhof-CD der NPD auf, zudem fand ein Song Verwendung in einem NPD-Wahlkampfclip. Bis dato war Korn sowohl Kenner_innen der extremen Rechten als auch passionierten Musikinteressierten gänzlich unbekannt. Dabei hatte er laut autobiographischer Angaben auf seiner Website viel daran gesetzt, im internationalen Musikbusiness Erfolg zu haben: Gitarrenstudium in Los Angeles; mehrjähriger Aufenthalt in Osteuropa; Gründung seiner eigenen internationalen Produktionsfirma; Kooperation als Musiker, Produzent und Berater mit mehr oder weniger bekannten Rock- und Popstars.
Warum ihm der große Durchbruch verwehrt blieb, erklärte er im Frühjahr 2011 in einem Interview mit der neonazistischen Zeitschrift „Hier&Jetzt“. So sei ein Majordeal nicht zustande gekommen, weil er sich der „nach 60 Jahren Besatzung und Umerziehung“ vorherrschenden „politische[n] Korrektheit“ nicht habe beugen wollen. Seine Musik beschreibt Korn wie einen „Panzer, den man nicht sehen oder orten sondern nur spüren kann“. Wichtig sei ihm, dass die Musik „marschiert“ – „es soll deutsch klingen“.
Nachdem Korns Wahlkampfhilfe für die NPD öffentlich kritisiert wurde und sich einige Kooperationspartner_innen abwendeten, ging er in die Offensive. Er bestritt, die Songs der NPD wissentlich zur Verfügung gestellt zu haben. Für die Lizensierung sei sein kanadisches Management verantwortlich gewesen. Sein Gespräch mit der „Hier&Jetzt“ verteidigte er mit dem Statement „Ich gebe jedem ein Interview“.

Ist der Ruf erst ruiniert…
Statt auf Distanz zu gehen, dient sich Sacha Korn seitdem zunehmend extrem rechten Strukturen an. Im Juni 2011 erschien eine mehrseitige Homestory in der extrem rechten Monatszeitschrift „Zuerst!“. Im Januar 2012 folgte ein weiteres Interview. Anlass dafür war die Veröffentlichung der Doppel-CD „Wie lange noch – Links.Rechts“, nach „Deviationist“ Korns zweites CD-Release in 2011. Zu beziehen sind beide Tonträger fast ausschließlich über Korn direkt oder aber in unzähligen Nazimusik-Versänden.
Auch bei der Durchführung von Konzerten bewegt sich Sacha Korn mittlerweile mehr und mehr im Spektrum der RechtsRock-Szene. Seit Anfang Juni kündigt er ein Konzert mit der extrem rechten Hooligan-Band „Kategorie C“ an. Stattfinden soll das Konzert am 11. August in Nienhagen (Sachsen-Anhalt). Der Ort ist für Nazikonzerte bekannt. Erst im Mai 2012 spielten dort u.a. „Endstufe“ vor etwa 1.200 Neonazis. Bereits 2011 gab Korn ein Konzert in Sachsen mit extrem rechten Metal-Bands. Außerdem soll er in Brandenburg laut Verfassungsschutzbericht 2011 im Rahmen einer NPD-Veranstaltung aufgetreten sein. Bei seinen letzten beiden Konzert-Versuchen in Berlin, stieß Korn auf Widerstand. Ein Auftritt in einem Rocker-Club Anfang März 2012 wurde vereitelt, das Nachhol-Konzert im April konnte nur aufgrund eines kurzfristigen Ortswechsels stattfinden.

Alles andere als „unpolitisch“!
Korn betont beharrlich, sich den Mund nicht verbieten zu lassen, an Politik allerdings kein Interesse zu haben.  Viele seiner Song-Texte sind jedoch keinesfalls „unpolitisch“, sondern durch eine nationalistische und revisionistische „Schlussstrich“-Metaphorik geprägt. In „Mein Land“ heißt es: „Wie lang warst du besetzt und hast dich verloren […] Ein Teil von mir ist ein Teil von dir. Warum werd ich denn verbannt, wenn ich sag: Ich liebe dieses Land. […] Zwölf Jahre deiner Geschichte sind tausend Jahre Fluch. Alles in dir regt sich und ich weiß, du schämst dich.“ Ähnlich im Song „Freiheit“: „Fehlt in der Welt wieder mal Geld, weisen sie darauf hin – 12 Jahre kommen ihnen in den Sinn. Wenn wir nicht wollen oder einfach nicht mehr können, bin ich auch der Letzte, der aufrecht geht – Kriminalisiert und verschwiegen. Freiheit – ich hab genug von dem Betrug“.
In Interviews schürt Korn rassistische Ressentiments. So sei die Wohnsituation in Berlin wie „in einem Zigeunerviertel oder im Orient“. An anderer Stelle betont er, möglicherweise nach Polen ziehen zu wollen, denn die dortigen „Großstädte[…], die sind halt noch nicht so überfremdet wie zum Beispiel Berlin“. Allerdings könne er es nicht ertragen, wenn jemand erklären wolle „wie schön die polnischen Städte sind und dann Danzig, Stettin und Breslau aufzählt“.

Sacha Korn nimmt derzeit noch eine Sonderrolle am Rande des RechtsRock-Milieus ein. So mag er zwar nicht fest in neonazistische Strukturen eingebunden sein. Aufgrund seiner inhaltlichen und strukturellen Nähe fällt eine Einordnung in das Spektrum der extremen Rechten jedoch zunehmend leichter. Er ist auf dem besten Wege, sich dort zu einem beständigen RechtsRock-Akteur zu etablieren.

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