Die Thüringer Polizei beobachtete am vergangenen Wochenende das „4. Treffen der Generationen – Zentrale Gendenkveranstaltung für die Opfer des 8. Mai 1945“ in der zwischen Arnstadt und der Landeshauptstadt Erfurt gelegenen Gemeinde Kirchheim. Zum wiederholten Male hatte das NPD-Landesvorstandsmitglied Patrick Weber in ein örtliches Hotel geladen, um seinen Gesinnungskameraden „Erlebnisberichte aus erster Hand“ und „Erzählungen von der Front und Kriegsgefangenschaft“ zu präsentieren.
Am vergangenen Samstag sollen vor allem in der Szene bekannte Berliner für die Unterhaltung der Anwesenden gesorgt haben. Neben dem ehemaligen Krankenpfleger des NS-Kriegsverbrechers Rudolf Heß, der in Spandau lebende Abdallah Melaouhi, waren auch ein Mitglied der „Waffen SS Division Frundsberg“ und der Berliner Szene-Liedermacher Sebastian Döring, der unter dem Künstlernamen „Fylgien“ auftritt, angekündigt.
Rund zwei Stunden nach Beginn der Veranstaltung unterbrach die anwesende Polizei den Redebeitrag eines 89-Jährigen Berliners und beschlagnahmte dessen Redemanuskript. Die Beamten leiteten im Anschluss ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts der Volksverhetzung gegen ihn ein.
Schon im Vorfeld sorgte das geplante Treffen für Wirbel. Die LINKE-Landtagsabgeordnete Martina Renner erklärte: „Wer im Zusammenhang mit dem Nationalsozialismus Täter zu Opfern stilisiert, verharmlost die Schrecken der Nazidiktatur.“ Schon lange weist die Politikerin darauf hin, dass die Neonazi-Szene das Hotel fortdauernd für Veranstaltungen ungestört nutzen kann. Demnächst will dort die „Gesellschaft für freie Publizistik“ tagen, die größte rechtsextreme Kulturvereinigung in der Bundesrepublik.
Bildquelle: Screenshot Internetseite „Treffen der Generation“