Durch die Aufmerksamkeit eines Arbeiters einer Kreuzberger Schrottfirma konnte ein Aktenbündel mit Todesurteilen des nationalsozialistischen „Volksgerichtshofes“ vor der völligen Vernichtung bewahrt werden. Die Akten befanden sich in einem Panzerschrank, der bei Baggerarbeiten auf dem Gelände des früheren „Volksgerichtshofes“ in der Bellevuestraße gefunden worden war. Das Landesarchiv hat die Akten zur Sicherung übernommen, ein Kammergerichtsrat begann bereits mit der Sichtung der Papiere. Sie waren beim Aufschweißen des Schrankes angesengt und vom Regen durchnäßt worden. Einige Papiere wurden so stark beschädigt, dass sie bei jeder Berührung zu zerfallen drohten.
Bereits eine Woche später konnte der Berliner Senat ein erstes Ergebnis der Aktenprüfung bekannt geben. Demnach befanden sich in dem Fund rund 1000 Todesurteile. „Insgesamt sind 612 Urteile gegen etwa 2000 Angeklagte – vorwiegend Ausländer – aus den Jahren 1940 bis 1944 entdeckt worden.“ Auch die Urteile gegen die Geschwister Scholl und Professor Kurt Huber seien darunter. Dies sei das Ergebnis der Prüfung von etwa der Hälfte der Papiere.Vermutlich handele es sich um Abschriften aus Handakten des 1. Senats des „Volksgerichtshofes“. Hinweise auf gegenwärtig in Berliner Behörden und Gerichten beschäftigte Personen seien bisher nicht gefunden worden.
Die Tageszeitung Der Tag wies in einem Kommentar darauf hin, mehr Sorgfalt bei der Enttrümmerung der Ruinen von wichtigen ehemaligen Dienststellen des NS-Regimes walten zu lassen, „dann würde sich vielleicht manches Vergehen schneller klären lassen!“