Rechtsextreme Gäste in Zehlendorfer Ratskeller

Der Berliner Südwesten bleibt ein beliebter Ort für Vortragsabende der extremen Rechten. Wie das Studienzentrum Weikersheim (SZW) jetzt ankündigt, wird Anfang November der einschlägig bekannte russische Politologe Wjatscheslaw Daschitschew im Ratskeller Zehlendorf sprechen.

 
SZW-Kaminabend
Am 3. März 2010 sprach Prof. Ernst Nolte beim SZW in Zehlendorf

Daschitschew, der vom Hamburger Verfassungsschutz als „internationale Größe im Rechtsextremismus“ bezeichnet wird, soll hier seine Thesen über die deutsch-russischen Beziehungen verbreiten. Daschitschew sprach in der Vergangenheit bereits u. a. bei der Gesellschaft für freie Publizistik (GfP) und bei Versammlungen der Deutschen Volksunion (DVU).

CDU-nahes Studienzentrum Weikersheim in der Kritik

Mit der Einladung von Daschitschew stellt sich nun auch das CDU-nahe Studienzentrum in die Phalanx der extremen Rechten in Berlin. Ansprechpartner für die Berliner Aktivitäten des Denkzirkels ist der Berliner Andreas Graudin, Beisitzer im SZW-Präsidium. Neben seinem CDU- und SZW-Engagement fungiert der wissenschaftliche Assistent seit Juni 2010 auch noch als Schriftführer der rechtspopulistischen pro Deutschland-Bewegung in Berlin. Dort mit von der Partie ist ein weiterer Freund Daschitschews, der ebenfalls in Zehlendorf wohnende Patrik Brinkmann. Dass nun ausgerechnet ein pro-Mitglied den politischen Freund eines anderen pro-Mitgliedes auf dem Ticket des CDU-nahen Studienzentrums einlädt, nimmt also nicht Wunder.

Der baden-württembergische SPD-Abgeordnete Stephan Braun kritisierte unterdessen das SZW für diese Referentenwahl: „Das Studienzentrum Weikersheim hat anscheinend nichts aus den vergangenen Skandalen gelernt und ist offenbar nicht willens, eine klare Grenze nach Rechtsaußen zu ziehen.“ Geplante Vorträge von Daschitschew vor CDU-nahen Organisationen hatten schon früher zu Kontroversen geführt, so im Mai 2008 bei der Staats- und Wirtschaftspolitischen Gesellschaft (SWG) in Kiel.

Erneut gerät der Berliner Südwesten und die dortigen Vortragsaktivitäten der extremen Rechten ins öffentliche Interesse. Im Ratskeller Schmargendorf dürfen seit einem Beschluß der Bezirksverordnetenversammlung Charlottenburg-Wilmersdorf vom Ende 2009 keine Treffen des rechtsextremen „Dienstagsgespräches“ mehr stattfinden. Dort waren seit Jahren Vortragsabende über die Bühne gegangen, bei denen sich Neonazis und Rechtskonservative trafen. Der Organisator der „Dienstagsgespräche“, der Unternehmensberater Hans-Ulrich Pieper, führt seine Treffen unterdessen an anderem Ort weiter. Die meisten Gäste seiner Veranstaltungen dürften sich auch beim Studienzentrum Weikersheim zu Hause fühlen.

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